Chronik

Eigentlich besitzen Chroniken immer einige Probleme, entweder sie sind zu nüchtern, weil nur auf Fakten basierend oder sie sind zu weitschweifend, weil alle Episoden berücksichtigt wurden. Sie können aber auch reine Lobeshymnen darstellen, doch dabei werden garantiert wichtige Personen oder Daten vergessen. Eines jedoch bleibt; In der heute medienbetonten Zeit ist Historie und Vergangenheit nicht vorrangig von Interesse, was zählt, sind stets die Ergebnisse der Gegenwart.

Allen Rollstuhlsportlern, Betreuern, Helfern, Sponsoren für die in den fast 30 Jahren geleistete Arbeit im Interesse des Rollstuhlbasketballsportes in Cottbus aufrichtigen Dank.

Das Jahr 1946 war für den Rolli – Basketball auf der Welt die Geburtstunde. Amerikanische Kriegsinvaliden nutzten ihre Möglichkeiten, um in Rollstühlen beim Basketballspiel ihre Rehabilitation zu unterstützen. Irgendwann, so um 1975/76 war auch in der Lausitz der Tatendrang einiger Behinderter und ihrer Krankengymnastinnen in der Orthopädie – Klinik Kolkwitz nach mehr Bewegung so groß geworden, dass man sich entschloss, regelmäßig Rollstuhlbasketball zu spielen. Als Sektion Versehrtensport der BSG Medizin Cottbus richtete man 1976 ein erstes eigenes Sportfest aus, weitere folgten. Ab Herbst 1976 wurde dann mit den Sportlern in Dresden eine Spielgemeinschaft gebildet, die regelmäßig an Vergleichen mit Mannschaften aus Leipzig, Berlin, Stavenhagen und Thurm bei Zwickau teilnahm und dabei gut abschnitt. Nach der Wende 1989/90 erweiterte sich die Gegnerschaft erheblich und Vergleiche bei Sportfesten in Kiel und Wilhelmshaven wurden erfolgreich bestanden.

Ab 1990/91 wurde die Cottbuser Mannschaft in den Norddeutschen Spielbetrieb eingeordnet und über die Stationen Verbandsliga und Oberliga erreichten die Cottbuser Rollis sehr schnell im Jahr 1994 die dritthöchste Spielklasse Deutschlands, die Regionalliga. In der Regionalliga Nord hat sich die Mannschaft seit dem Aufstieg fest etabliert und bestimmt mit seinen heutigen Aktiven auch das Niveau in dieser Staffel. Von den Spielern der „ersten Stunde“ ist nur noch Udo Flux im Wettkampfgeschehen verblieben. Zwischenzeitlich fanden die Rollis ihre neue Heimstatt beim LC Cottbus, da neben Basketball speziell auch in der Leichtathletik sportliche Erfolge erzielt wurden und werden. Namen wie Yvonne Sehmisch oder Gert Franzka sind überall bekannt. Auch im Gewichtheben und in Schießdisziplinen kamen Cottbuser Rollstuhlfahrer zu Ehren.

Ihre größte sportliche Ehrung in der Stadt Cottbus erreichten die Rollis 1998 bei der Wahl der „Sportler des Jahres“ in der Mannschaftswertung mit einem ersten Platz. Beim SUB-DIVISION-CUP, einem Pokalwettbewerb des Deutschen Rollstuhlsportverbandes für Auswahlmannschaften der „unteren“ Regionen in Nord, Süd, West und Mitte, aber ohne Bundesligaspieler, trugen drei Cottbuser Sportler über sechs Jahre entscheidend zum Gewinn von drei ersten und drei zweiten Plätzen bei. Inzwischen ist dieser Wettbewerb vom MEYRA – CUP abgelöst worden und bei einer ersten Teilnahme am Finalturnier in Hannover erreichten die Rollis vom LCC im Jahr 2004 einen hervorragenden zweiten Platz. Auch für das Finale 2005 sind die Cottbuser bereits für Hannover qualifiziert und man hofft auf ein ähnlich gutes Abschneiden.

Leistungssportlich gesehen, erreichten wir Rollis 2005 den wohl größten Erfolg. Wir wurden Gewinner des Regional-Pokal-Nord und dem damit war verbundenen das Erreichen der ersten Hauptrunde des DRS-Pokal. In unserer Gruppe durften wir gegen die beste europäische Spitzenmannschaft, den RSV Lahn-Dill Dill (1. Bundesliga, Deutscher Meister 1998, 2004, 2005, Deutscher Pokalsieger 2002, 2004, 2005 sowieEuropa-Champion 2004 und 2005), antreten. Der zweite Gegner war ALBA Berlin (2.Bundesliga Nord), uns aus vielen Vergleichen nicht unbekannt.

Der LC Cottbus stand erstmals unter den letzten 29 Mannschaften dieses Pokalwettbewerbes. das war vergleichbar mit der Ansetzung im DFB-Pokal „Neuruppin gegen Bayern München“.

Ein solches Losglück gegen Europas beste Vereinsmannschaft antreten zu dürfen, wird wohl so schnell für den Cottbuser und somit Brandenburger Behindertensport nicht wieder kommen. Natürlich konnten wir keine Überraschung erreichen und verloren gegen Lahn-Dill deutlich, das  Spiel gegen ALBA jedoch wurde von uns gewonnen und so schieden wir am 23. Oktober 2005 mit erhobenem Haupt aus diesem Pokalwettbewerb aus.

Rund 30 Sponsoren hatten uns mit ihren Leistungen an diesem Tag finanziell und materiell unterstützt und somit für ein unvergessliches Erlebnis gesorgt.

In den Folgejahren wuchsen die Erfolge im Basketball trotz guter Mittelplätze in der Liga nicht ins Unermessliche, dafür durften wir aber über unseren Mannschaftskameraden Stefan Bäumann jubeln, der Weltmeister im Hand-Bike fahren wurde und sich in dieser Sportart in der erweiterten Weltspitze festgesetzt hat. Mal schauen, ob er auch bei den Paralympics-Wettbewerben im kommenden Herbst seine guten Platzierungen nachweisen kann.

Fortzsetzung folgt…