Handball-Jubilar Stoy trit Aufstiegsteam von 1985

19. März 2019 | Lausitzer Rundschau

Überwältigende Überraschung

 

Cottbus. Der frühere Cottbuser Handballer Frank Stoy sieht zum 60. Geburtstag seine ehemaligen Mitspielern wieder – mit Augenbinde und einigen Tränen im Gesicht. Von Georg Zielonkowski

Noch mehr ins Schwarze treffen kann eine Überraschung wohl nicht. Darin waren sich am Wochenende die Überraschungsgäste und erst recht der von seiner Ehefrau Andrea beschenkte Mann im Rollstuhl absolut sicher. Frank Stoy, unter seinen Sportfreunden weit besser als „Theo“ bekannt, feierte kürzlich seinen 60. Geburtstag. Zunächst im Familienkreis, doch wollte ihm seine Gattin etwas schenken, „was ihn total überrascht und was er zeitlebens nicht vergisst“ . Es sollte ihn zugleich an seine vielen schöne Jahre erinnern, die er durch den Handballsport genießen konnte.
Also nahm sie Kontakt zu früheren Mitspielern der 1985 in die DDR-Oberliga aufgestiegenen Handballer der BSG Lok Raw Cottbus auf. Was für Andrea Stoy angesichts der vergangenen 34 Jahre keine leichte Aufgabe war: „Aber die Männer haben toll mitgespielt, jeder wusste von irgendeinem anderen Mitspieler, wo der gerade steckt, und wie man ihn erreichen kann. Und alle waren begeistert von der Idee, sich zu einer ganz besonderen Geburtstagsrunde zu treffen.“
Und so waren alle pünktlich an der früheren Spielstätte eingetroffen. Den längsten Anreiseweg hatte Andreas Rother, der aus der Schweiz kam, ein anderer kam per Flugzeug von einer Tagung in Frankfurt am Main. Und so waren alle da – allerdings nicht die Hauptperson, die seit einem Skiunfall 1997 im Rollstuhl sitzt. Ohne jede Erklärung setzte Frau Stoy ihren Mann daheim in Kolkwitz auf den Beifahrersitz, verband ihm sorgfältig die Augen und los ging es in Richtung Poznaner Straße in Cottbus-Sachsendorf. Dort warteten seine früheren Mitspieler auf dem Parkett und verhielten sich mucksmäuschenstill, als der Jubilar hereingefahren wurde. Als Andrea ihrem Mann die Augenbinde abnahm, verstand „Theo“ die Welt nicht mehr: „Ihr seid doch verrückt, was macht ihr denn alle hier? Ich bin völlig überwältigt, ist das ein herrlicher Augenblick. Wem soll ich mehr danken? Meiner Familie oder euch verrückten Kerlen?“
Es war nicht überraschend, dass beim früheren Torhüter einige Tränen der Rührung ossen, als jeder Einzelne zum Jubilar schritt, um ihn in die Arme zu schließen.
Wohl auch deshalb, weil sich alle daran erinnerten, was ihn als Sportler auszeichnete. „Der war vom Ehrgeiz besessen, hat immer trainiert wie ein Verrückter, er wollte einfach immer besser werden“ , so der Lübbenauer Sylvio Schelletter, der damals als Kapitän die Aufsteigermannschaft aufs Feld führte. Dieter Sklenar, der andere Raw-Torhüter der damaligen Zeit, erinnerte sich an das faire Miteinander, das beide lebten: „Keiner von uns beiden hat beansprucht, die Nummer eins zu sein. Wir haben uns beide über jede tolle Torhüter-Parade des Anderen gefreut und waren ein Herz und eine Seele.“
Überhaupt sei es damals eine tolle Truppe gewesen, „darum ist es eigentlich kein Wunder, dass alle gern nach Cottbus gekommen sind“ , sagt Sklenar. „In erster Linie wegen Theo, aber der Tag hat ja außerdem etwas von einem Klassentreffen.“
Sportlich ist der jetzt 60-jährige Frank Stoy bis heute. Als Kapitän der Rollstuhlbasketballer „Red Rollers Cottbus“ ist er gemeinsam mit Sohn René noch immer in der Regionalliga regelmäßig bei Training und Wettkampf auf dem Spielfeld anzutreffen. Beispielsweise am 30. März beim Heimturnier der „Rollers“ in der Lausitz-Arena.

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